Ups, da ist mir doch mein Beitrag über Frankfurt ein wenig aus dem Ruder gelaufen, so viel sollte es eigentlich gar nicht werden, aber es lies sich nicht vermeiden... Naja und irgendwann habe ich dann während des Schreibens entschieden, ich mache einfach zwei Beiträge.
Dass in Frankfurt eine Feininger-Ausstellung stattfindet habe ich eigentlich nur zufällig erfahren. Ich war ja in meiner Urlaubswoche im Oktober mal wieder in der Feininger-Galerie, nein, jetzt heißt es ja Museum Lyonel Feininger, da es dort eine neue Ausstellung gibt. Wieder zu Hause habe ich auf Facebook nach dem Museum gesucht und da den Hashtag lyonelfeininger entdeckt. Naja und so kam dann eins zum anderen, nachdem ich dem Hashtag gefolgt bin. Zunächst kam ein Beitrag des Museum, dann irgendwelche seltsamen ausländischen Beiträge, die meiner Meinung nach so rein gar nichts mit Feininger zu tun haben und dann irgendwann kam die Seite der Schirn in Frankfurt. Von der ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört hatte, aber das war egal, denn auf der Seite stand, dass am 27.10.2023 eine große Feininger-Retrospektive in der Schirn eröffnet wird. Manchmal sind es eben einfach Zufälle, die dem Leben eine Wendung geben oder für ein Highlight sorgen.

Die Schirn wurde Ende der 80er Jahre eröffnet und zählt zu den rennomiertesten Ausstellungshäusern Europas. Die Schirn selber verfügt über keine eigene Kunstsammlung. Sicher ist es dann noch ein wenig schwieriger, von Museen Leihgaben zu erhalten, wenn man im Gegenzug nichts "zurückgeben" kann. Mich würde mal interessieren, was im Vorfeld einer Ausstellung alles hinter den Kulissen abläuft: Wie kommt man darauf, eine bestimmte Ausstellung zu planen, wer wird angefragt wegen Leihgaben, wie kommen die in die Ausstellung, was passiert vor Abreise und nach Ankunft mit den Objekten, wie wird die Ausstellung konzipiert, die Anordnung der Objkete, usw., usf...
Nun also Feininger: Die Ausstellung ist seit 25 Jahren die erste große Retrospektive, sie zeigt Werke aus allen Schaffensperioden von Feininger: Angefangen von den Karnevals- oder Mummenschanzbildern, über die Karikaturen, die Gelmerode- und Hallebilder, seine Seebilder hin zu den fast abstrakten Bildern, die er am Ende seines Schaffens in New York schuf. Gezeigt werden auch Fotografien, denn Feininger fotografierte auch viel, allerdings eher für den privaten Bereich.
Die Ausstellung ist auch so aufgebaut und folgt den bestimmten Schaffensperioden. Am sinnvollsten ist es auch, der Ausstellung so zu folgen. Wir haben das allerdings nicht gemacht, denn eines der Bilder zog uns durch seine Strahlkraft magisch in seinen Bann:
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Barfüsserkirche II
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Aber hey, eigentlich ist es doch egal, in welcher Reihenfolge man eine Ausstellung ansieht. Wir sind ja dorthin gefahren, um uns an den Ausstellungsstücken zu erfreuen und nicht, um das Werk akribisch auseinander zu nehmen. Dafür fehlt mir sowieso das Talent, ich muss nicht analysieren, warum er was wie gemacht hat, ich freue mich einfach, dass er es so gemacht hat, wie er es gemacht hat. Irgendwann stand ein älterer Herr neben mir und hat mir was erzählt, über das Spätwerk und wie er dort was gemalt hat und sich von dem und dem gelöst hat. Irgendwann merkte er, dass ich gar nicht seine Frau bin. Ich fand die Situation lustig, zumal ich mich einfach nur an den Dingen freuen möchte.
Den Eingang zur Ausstellung bilden die (wenigen) Selbstportraits von Feininger, mehrere Zeichnungen und ein Gemälde. Besonders das Gemälde ist interessant.
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Selbstbildnis, 1915 |
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Der erste Teil der Ausstellung war in einem runden Raum, sie führte sozusagen von außen nach innen, innen hingen die Bilder, Drucke und Zeichnungen von Gelmeroda. Am liebsten wäre ich da sofort hingegangen, aber ich habe mich ein klein wenig an den Weg gehalten. Aber irgendwann war meine Neugier dann doch größer als alles andere. Zumal ich im Vorfeld mir die Onlinepräsentation angesehen hatte und da auch das Bild "Gelmeroda XIII" gezeigt wurde. Das ist ja das Gemälde, nach denen ich meine
Gelmeroda-Quilts nähe.
Ich konnte es kaum glauben, da hing wirklich das Gemälde vor mir, von dem ich noch vor ein paar Wochen bedauernd gedacht habe, dass ich das wohl niemals in meinem Leben in natura sehen werden, denn beheimatet ist das Bild im Metropolitan Museum of Art in New York. Und da komme ich nun wirklich nicht hin (lasse ich mich auf eine Zugfahrt nach Frankfurt ein, da keine Umstiege, so werde ich aber niemals mit einem Flugzeug fliegen, von wegen Kontrolle abgeben usw...). Und nun sehe ich es wirklich!!!
Ich habe die Kirche extra noch einmal näher fotografiert, so kann ich die Details besser erkennen, schließlich ist mein Schnitt noch nicht ganz ausgefeilt.
Ob man das so macht, war mir in dem Moment ein wenig egal, ich habe mit Gelmeroda XIII einfach mal ein Selfie gemacht. 😂
Aber auch die anderen Ausstellungsbereiche waren faszinierend, besonders auch sein Spätwerk, was er dann geschaffen hat, nachdem er in die USA zurückgekehrt ist. Dieses war mir so gut wie unbekannt und es war sehr interessant zu sehen, wie und in welche Richtung sich seine Arbeit entwickelt hat. Besonders interessant fand ich dieses Gemälde:
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Manhattan, Hochhäuser, um 1952-1956
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Dieses Gemälde gab mir die Idee zu einem speziellen Gelmeroda-Quilt, ob er mir gelingt, das weiß ich freilich nicht. Die Ghosties, die Feininger gegen Ende seines Schaffens gezeichnet hat, sind mir zum ersten Mal in Quedlinburg im Museum aufgefallen. Kleine, mit wenigen Strichen gezeichnete kleine Menschen. In meinen Augen sind die aber total liebenswert und zaubern jedem Betrachter ein Lächeln in's Geischt.
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verständnisvolle Galeriebesucher, um 1952
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Die muss man doch einfach mögen, oder?
Neben der Malerei hat auch die Fotografie einen Großteil in Feiningers Leben ausgemacht, dies jedoch eher im privaten Bereich, im künstlerischen Bereich stand er der Fotografie skeptisch gegenüber. Zu Lyonel Feininger habe ich zum Beispiel über die Fotografie gefunden. Dazu muss ich ein wenig weiter ausholen. In den 90er Jahren habe ich sehr viel fotografiert, viel mehr noch als heute und habe auch diverse Zeitungen zu dem Thema gekauft und gelesen und bin so irgendwann auf Andreas Feiniger gestoßen. Seine Fotos sind legendär, besonders ein Selbstporträt, in dem er durch eine Lupe auf ein Negativ blickt. Ich hatte mehrere Bildbände von ihm zur Fotografier und bin irgendwann auf seinen Vater gestoßen. Eigentlich kann man keiner Person aus der Familie Feiniger entgehen, haben sie doch fast alle etwas mit der Kunst zu tun.
In der Schirn sind auch Fotografien von Feininger ausgestellt, besonders eines hat mein Herz berührt:
Es ist ein Foto einer Schaufensterpuppe und im Fenster spiegeln sich Feininger, der fotografiert, und seine Frau Julia. Das Foto ist um 1932/1933 in Dessau entstanden.
Eigentlich kann man die Atmosphäre der Ausstellung mit Worten gar nicht einfangen, man muss es einfach gesehen haben. Die Ausstellung war gut besucht, aber nicht so gut, dass man die einzelnen Objekte nicht gut betrachten konnte. Jeder nahm irgendwie auf den anderen Rücksicht, es war eine friedliche Stille in der Ausstellung. Kurz: Es war einfach schön!
Eins weiß ich genau, würde ich in Frankfurt oder der Nähe wohnen, würde ich mir die Ausstellung mehr als einmal ansehen, um alle Feinheiten und Details der Objekte ganz aufsaugen und auf meiner internen Festplatte dauerhaft speichern zu können.
Glücklich, einfach nur glücklich.
Ach, eigentlich könnte ich glatt schon wieder nach Frankfurt fahren und mir die Ausstellung ansehen. Um die Erinnerung zu bewahren, habe ich ganz viele Bilder gemacht und mir auch den Katalog zur Ausstellung gekauft. Immer wieder habe ich schon darin geblättert und quer gelesen. Er ist wirklich auch sehr zu empfehlen.