Meine letzte Einsendearbeit im Rahmen des Fernstudiums war ja zum Thema Kostenrecht zu schreiben. Obwohl ich das jahrelang in meinem alten Büro gemacht habe, hatte ich davor die größte Sorge. In meinem alten Büro hatte die damalige Chefin die Sachen alle sehr gut aufbereitet und das hatte ich zu nehmen. Das hat mir die Arbeit unheimlich erleichtert und das Rechnung erstellen ging schnell, aber das Verstehen, warum ich was mache, blieb auf der Strecke. Oftmals war es so, dass ich nach vielen Jahren des Machens plötzlich zu meiner Kollegin sagte "Ach, jetzt verstehe ich, warum ich das so mache!". In meinem neuen Büro musste ich mich diesbezüglich sehr umstellen und viel lernen (auch schon vor dem Studium). Geschadet hat es mir weiß Gott nicht und der Lernprozess zieht sich noch immer hin, sicher wird er nie enden (oder ich höre auf zu arbeiten).
Im Juni waren ja schon die ersten beiden Tage Kostenrechtsunterricht und das war der Unterricht, der mich bisher am meisten frustriert hat und in dem ich am wenigsten gelernt habe. Es waren so einige Dinge, die uns als Klasse gestört haben, es war also nicht nur mein alleiniges Empfinden, sondern das des Großteils der Klasse. In dem Unterricht wurde uns schon angekündigt, dass die Hausarbeiten immer die schlechtesten sind und der Lehrer sehr streng bewertet. Neben der Frustration über den Unterricht gesellte sich nun noch die Angst vor der Hausarbeit dazu.
In den Einführungsschreiben zu diesem Fernstudium wurde darauf hingewiesen, dass man bei der Bearbeitung der Aufgaben immer nur die gestellten Fragen beantworten soll und auf gar keinen Fall zu viel schreiben soll. Das rief dann bei meiner Hausarbeit mein erstes Problem hervor: Was muss ich alles beantworten und was nicht. Wie viel muss ich scshreiben, was ist zu wenig, was ist zu viel. In meiner ersten Überlegung hatte ich einen falschen Ansatz zur Arbeit, dann fand ich - dachte ich zumindest - den richtigen Weg.
Lange habe ich daran gearbeitet, Bücher gewälzt, Kommentare gelesen, Urteile gelesen. Die Rückgabe der Arbeiten verzögerte sich dann auch noch einmal um 1 1/2 Wochen, da es der Korrektor nicht geschafft hatte, sie zum Termin fertig zu kontrollieren. Das war auch so eine Sache, die ich persönlich überhaupt nicht schön fand. Wir müssen unsere Termine auch einhalten, aber egal...
Am Mittwoch bekam ich dann eine Mail mit dem Hinweis, welche Unterlagen für Leipzig im Januar benötigt werden. Daraus hatte ich dann geschlussfolgert, dass ich die Arbeit wohl bestanden haben müsste. Das Bestehen der Einsendearbeit ist Voraussetzung für die Teilnahme an der Präsenzphase. Da die Post bei jeden unterschiedlich kommt, hatten einige aus unserer Gruppe ihre Arbeiten schon vor dem Mittag in der Post und posteten dann in unserer whatsapp-Gruppe die Notenübersicht. Die ist nicht wirklich gut gewesen und ich hatte sehr gehofft, dass ich keine der fünfen habe, eine vier wollte ich auch nicht unbedingt haben.
Da ich Mittwoch auch noch im Homeoffice war, mussten mir meine Kolleginnen den Brief aufmachen und mir meine Note über's Telefon sagen. Das ist natürlich so richtig blöd, erst recht, wenn sie mir dann sagen, dass es eine Vier geworden ist.
Tja, ich habe eine vier. Eine fünf hätte zum Bestehen gereicht, ein wenig enttäuscht war ich allerdings schon. Naja, Steffen hat mir dann die Arbeit abgeholt, bis Donnerstag hätte ich nicht warten können. Ich habe alles rot und ganz viele Fehler erwartet. Nein, ich hatte lediglich drei Anmerkungen in meiner Arbeit. Nun kann ich mir anhand der beigefügten "Ideallösung" selber raussuchen, was ich falsch gemacht habe. Nein, ich möchte mich darüber nicht mehr ärgern, das habe ich schon genug getan. Am Ende, wenn ich bestanden haben sollte, wird niemand mehr nach den Noten fragen. Und ich will auch definitiv nicht an irgendein Landgericht gehen und dort Stellungnahmen zu Kostenprüfungsanträgen verfassen, ich möchte es einfach nur noch besser verstehen, wissen, wann ich was zu bewerten habe und wann eben nicht und so versuche ich nun, es einfach abzuhaken und mich über das Bestehen aller vier Einsendearbeiten zu freuen. Im Januar steht noch eine Klausur (Erbrecht) an und wenn ich die bestanden habe, darf ich im April zur Prüfung.

Auch wenn ich mich über die Arbeit oder die Note oder die Korrektur gräme, so habe ich mir doch wieder einen Charm für mein Armband gekauft. Da ich so sehr gehofft hatte, so kurz vor dem Ziel nicht mehr zu scheitern und meine Sorge deswegen sehr groß gewesen ist, habe ich gedacht, ein Glückssymbol konnte gut sein und irgendwann habe ich einen Kleeblattcharm gesehen. Habe ich sonst die Charms immer schon vorher gekauft und dann bis zum Ergebnis liegengelassen, habe ich es dieses Mal anders gemacht: Erst als ich meine Note kannte, habe ich ihn gekauft. Mittwoch gekauft und gestern war er schon da. Und ich finde, er ist so richtig schön.
Ich hatte ihn schon sehr lange auf meiner Beobachtungsliste und hatte immer gehofft, dass er noch da ist, wenn ich ihn brauche. Glücklicherweise war es so. Ich habe ihn gestern auch an das Armband dran gemacht und nun hat er seinen Platz neben der Kirche, die ich mir ja Anfang des Jahres gekauft hatte, weil ich die Klausur in Leipzig bestanden hatte und dort aus meinem Hotelfenster immer auf einen Kirchtum gucken konnte. Ich finde, die beiden Charms passen gut zusammen und gehören auch irgendwie zusammen.
Und ja, irgendwann wird der Stolz überwiegen, dass ich es überhaupt in Angriff genommen und - hoffenlich - geschafft habe!